Einstieg
Die Entscheidung für die Durchführung des Projekts "patio
13 - schule für strassenkinder" fiel beim Besuch einer
Gruppe deutscher Wissenschaftler (Prof. Manuela Welzel,
Physik, Hans-Werner Huneke, Deutsch als Fremdsprache,
Dr. Elmar Breuer, Mathematik, Marc Piotrowski, AV-Medien,
und Prof. Hartwig Weber, Theologie) in Medellín/Copacabana
im April 2001. Dabei sollte erkundet werden, ob die von
den Escuelas Normales Superiores getragene (Primar-) Leherausbildung
in Kolumbien an einem Export fachbezogener und fächerübergreifender
Studienmodule der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
interessiert sei.
In Gesprächen mit der Direktorin der Normal "Maria Auxiliadora"
in Copacabana, Sor Sara Sierra, mit Fachvertretern der
Lehrerausbildungsstätte, der Universidad de Antióquia
in Medellín sowie mit Mitarbeitern von Einrichtungen für
Straßenkinder (u.a. "Ciudad Don Bosco") wurden Bedingungen,
Möglichkeiten und Chancen eines internationalen und interkulturellen
Projekts diskutiert.
Ergebnisse:
- Abschluss eines Kooperationsvertrags ("convenio") zwischen
der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Escuela
Normal Superior in Copacabana über die Zusammenarbeit
in Lehre und Forschung sowie über den Austausch von Lehrpersonal
und Studierenden; Unterzeichnung im Juli 2001.
- Einführung von Deutschunterricht für zunächst eine,
später weitere ausgewählte Gruppen Studierender der Normal
(Beginn der Durchführung der Kurse durch Hans-Werner
Huneke; Weiterführung durch Luis Carlos Monsalve; Unterstützung
durch Praktikanten aus Heidelberg);
- Methodisch-didaktische Demonstrationen aus dem Physik-
und Mathematikunterricht durch Manuela Welzel und Elmar
Breuer;
- Bildung einer Arbeitrsgruppe aus Vertretern der Normal,
der Universität von Medellín und Praktikern zum Thema
"Straßenkinder - Straßenpädagogik"; Auswahl von 15 Studierenden
der Normal als Mitarbeiter in dem Projekt "patio 13 -
schule für strassenkinder".
(Foto einfügen)
Erste Absprachen
Bei einem Besuch vom 11. Oktober bis zum 2. November 2001
wurden in Gesprächen zwischen Hartwig Weber, Sor Sara
Sierra, den Projektmitarbeitern sowie Studierenden die
Ziele und Inhalte des Projekts "patio 13 - schule für
strassenkinder" diskutiert und festgelegt.
Aus dem Abschlußprotokoll:
"In Kolumbien herrscht Kriegszustand. Scharen von Menschen
verlassen Haus und Hof. Die Flüchtlinge ziehen in Richtung
auf die Städte. Dort stranden sie, kulturell und sozial
entwurzelt, verarmt, in aussichtsloser Lage und ohne Hoffnung,
jemals zurückkehren zu können. Die Zahl der Vertriebenen
("desplazados") geht inzwischen in die Millionen.
Im Gefolge der Fluchtbewegungen der letzten Jahre hat
das Phänomen der Straßenkinder in Kolumbien ein neues
Gewicht bekommen. Die Straßenkinder von heute ("ninos
desplazados") sind nicht mehr die "gamines" von gestern:
Flüchtlingskinder haben in der Regel die Schule besucht,
haben den Unterricht abbrechen müssen. Sie sind nicht
drogenabhängig und krank, nicht missbrauchs- und gewalterfahren
wie die anderen Straßenkinder. Allerdings treffen sie
auf die gamines der Städte und gleichen sich diesen schnell
an: Um überleben zu können, werden sie kriminell, greifen
nach Drogen und sind der Gewalt der Straße ausgesetzt.
Das Projekt "Schule für Straßenkinder" ist nicht in
erster Linie karitativ, sondern pädagogisch orientiert.
Ziel ist eine pädagogisch nachhaltige Innovation: die
Integration des (neu zu entwickelnden) Studieninhaltes
"Straßenpädagogik" in die Lehrerausbildung der Escuela
Normal Superior in Kolumbien.
Die dringende Notwendigkeit dieser Maßnahmen ergibt sich
daraus, dass die Lehrer der kolumbianischen Schulen in
steigendem Maße mit dem Problem der "ninos desplazados"
konfrontiert sind, was sie völlig überfordert, zumal sie
bisher keinerlei Hilfe erfahren.