Hintergrundinformationen / Erfahrungsberichte / Cristian Ortíz 
                 
               
              Wir treffen uns am „Hausbahnhof
                Bericht zum Studienaufenthalt von Cristian David Ortíz Placio in Heidelberg (01.10.2006 - 31.07.2007)
                Mein Name ist Cristian David Ortiz Palacio, ich komme aus  Kolumbien, und dort habe ich im Jahre 2003 an der Escuela Normal Maria  Auxiliadora de Copacabana, wo das Projekt Patio 13 „Schule für Straßenkinder“  stattfindet, mein Abitur gemacht. 
  2004 bin ich an die Universidad Nacional de Colombia  gegangen, um mein Studium in der Fachrichtung Ingenieurwissenschaft mit Schwerpunkt  Biologie anzufangen, aber gleichzeitig habe ich als Mitglied des Projekts Patio  13 begonnen, in dem Bereich für naturwissenschaftlichen Unterricht zu arbeiten.
  Die Jahre 2004 und 2005 waren für mich eine Mischung  zwischen Uni und der pädagogischen Arbeit im Rahmen des Projekts. Ich habe  durch die Zusammenarbeit mit den Kindern viele neue Entdeckungen und  Wahrnehmungen über die Realität der Gesellschaft  und über die Bedeutung der naturwissenschaftlichen Bildung in  einem Land wie Kolumbien entwickelt.
  Durch die Erfahrungen in Patio 13 stark beeinflusst, habe  ich 2006 mein Studium der   Grundschulpädagogik mit Schwerpunkt Naturwissenschaften in der Escuela  Normal Maria Auxiliadora de Copacabana aufgenommen, dann habe ich mich für das  Baden-Württemberg Stipendium beworben, welches ich für das Sommersemester 2007  bekommen habe,  und so bin ich nach  Deutschland gekommen.
                
                 Ich habe das Wintersemester 2006/07 und Sommersemester 2007  an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg verbracht, ich hatte viele Ziele und  Erwartungen vor meiner Reise, aber eine wichtige Herausforderung war die  Möglichkeit, das Projekt Patio 13 durch die Fortbildung über Seminare und  verschiedene Sitzungen an der PH fortzuführen.
                  Aber wie war der Einstieg in Deutschland? Zunächst waren die  Schwierigkeiten mit der Sprache immer groß. Deswegen waren Sätze, wie „Wie  bitte!“, „Ich habe nicht verstanden“, „Noch einmal, bitte“ oder „Langsam!“,  notwendig.   Am Anfang wollte ich auch  viel machen, zum Beispiel in einem Labor für Molekulare Biologie arbeiten, an  vielen fachlichen Seminaren teilnehmen, aber die Sprache war ein zunächst  schwer überwindbares Hindernis.
                
                 Doch  im Verlauf der  Erfahrung konnte ich besser Deutsch sprechen und verstehen. An diesem Punkt war  die Hilfe von Bekannten und Freunden bedeutungsvoll, die mich immer zu  verstehen versucht haben, beispielsweise die Mitarbeiter im Akademischen  Auslandsamt an der PH.
                  Aber was genau habe ich in Heidelberg gemacht? Im ersten  Semester war ich ganz neugierig auf die Kultur und die Sprache. Hier konnte ich  nicht alles wie geplant durchführen (z.B. die Arbeit im Labor und Besuche in  verschiedenen Forschungseinrichtungen), weil ich mich zuerst der neuen Umgebung  anpassen musste und die Sprache noch nicht gut genug war. Aber während des  zweiten Semesters konnte ich besser Deutsch, und damit konnte ich auch an  weiteren interessanten Aktivitäten teilnehmen, wie z.B. der Betreuung in dem  Schülerlabor Sciencies Life, wo ich Tutor von Schülern aus Realschule,  Hauptschule und Gymnasium in dem Bereich Solarenergie war. Hier habe ich mir  selber eine Vorstellung über die Funktionsweise des deutschen Schulsystems  gemacht.
                
                 Eine andere interessante Aktivität für mich war Explore  Sciences in Mannheim, denn hier habe ich mir durch eine Menge von Angeboten und  Vorschlägen einen Überblick über die Didaktik der Naturwissenschaften in  deutschen Schulen verschaffen können. Außerdem konnte ich erfahren, wie  vorteilhaft die Projekte und Experimente aus dem Alltag der Kinder beim Lernen  über die Naturwissenschaften sind.
                  In Deutschland ist mir aufgefallen, dass es eine wichtige  Unterstützung für die Forschung und Wissenschaft gibt. Deswegen finde ich es  sinnvoll, zum Studieren wieder nach Deutschland und genau nach Heidelberg zu  kommen.
                
                 Es ist auch wichtig zu erzählen, dass ich in meinen  Semesterferien im Rahmen des Projektes „Freezone“ ein informelles Praktikum mit  Straßenkindern in Mannheim gemacht habe. Bei meinem Aufenthalt in Heidelberg  ist also das Bedürfnis, mit Kindern zu arbeiten, geblieben, weil ich einen Vergleich  zwischen der Straßenkindersituation in Deutschland und in Kolumbien stellen  wollte.
                  Die Leute, die in Freezone arbeiten, waren nett zu mir und  haben immer meine Frage beantwortet und ihre Hilfe gegeben, wenn ich bei ihnen  in Mannheim war.  
                Weitere wichtige Erlebnisse meines Aufenthalts waren  einerseits die Ausstellung „Lebe das Leben“ in Karlsruhe über das Thema  Religion der Straße, welche ich mit anderen Kolumbianern und Deutschen  gestaltet habe, und andererseits die Vorstellung des Projekts Patio 13 beim  Jahrestreffen der Baden-Württemberg Stipendiaten in Freiburg.
                  Und meine Freizeit? Ich war immer entweder in Heidelberg  oder Mannheim und auch mehrmals in Hamburg.
                In Mannheim habe ich schöne Momente erlebt, dort war ich oft  im Nationaltheater in verschiedenen Veranstaltungen der Oper und des  Schauspiels, aber auch in Konzerten.
                
                Wenn ich an das Ergebnis der Erfahrung in Heidelberg  denke, kann ich nicht nur ein oder zwei  Schlussfolgerungen nennen, sondern kommen in meinem Kopf so viele persönliche  Veränderungen und Erinnerungen, die mir sagen, dass die Zeit in Heidelberg die  schönste und bedeutungsvollste meines Lebens war. 
                Cristian David Ortiz Palacio.
                Heidelberg 10. September 2007.